Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule

Mit dem im August 2018 erschienenen „Leitfaden – Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule“(1) des Pädagogischen Landesinstituts, Speyer haben die Schulen den Auftrag die von sämtlichen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im September 2015 beschlossene Agenda 2030(2) mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen („Sustainable Development Goals, SDGs“)

umzusetzen. „Die 17 SDGs berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. Die 17 Ziele sind unteilbar und bedingen einander. Ihnen sind fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Im Englischen spricht man von den „5 Ps“: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership.“(3)

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BnE) soll dabei als Modernisierung verstanden werden und nicht als Bedrohungsanalyse vermittelt werden. Negative Gefühle der Angst und des Bedrohungsempfindens motivieren erfahrungsgemäß weniger als positive Anreize.

Es geht bei BnE in Schulen nicht nur darum, aktuelle, globale Probleme zu erkennen und zu benennen sondern auch darum, zu handeln. Nur wenn es gelingt die jetzige Generation ins Handeln zu bringen, wird ein gutes Leben auf der Erde auch künftigen Generationen ermöglicht. Hierzu sollen Schülerinnen und Schülern Kompetenzen vermittelt werden. Im Fokus steht damit das Schulleben und nicht nur die Wissensvermittlung (Curricula). Es gilt zu vermitteln, dass, wenn viele Menschen ihr Verhalten ändern eine Auswirkung auf die ganze Erde zu erreichen ist („Zusammenspiel von Lokalität und Globalität“). Der Weg der Veränderung kann vom Individuum ausgehend über die Kleingruppe / Familie, die Schule und Gemeinde bis hin zur Region, Nation zur ganzen Welt führen.

Über den Stand der Umsetzung wird sich der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz (KMK) regelmäßig austauschen. BnE soll fächerübergreifend im regelmäßigen Unterricht und im Schulleben und nicht nur in AGs und Projektwochen verankert werden. Dies ist gerade in Grundschulen leicht umzusetzen, da dort der Sachunterricht fächerverbindend angelegt ist. Kinder sollen lernen, sich selbst Antworten auf wichtige Zukunftsfragen zu erarbeiten, Die Schüler und Schülerinnen sollen die Möglichkeit erhalten je nach Interesse, Vorwissen und Fach die Themen mitzugestalten. BnE soll als leitendes Bildungskonzept verankert werden, es darf nicht auf ökologische Nachhaltigkeit begrenzt verstanden werden. Schulen müssen als Lernorte Nachhaltigkeit ganzheitlich, partizipativ und inklusiv erfahrbar machen.(4)

Es geht über das Ziel der ökologischen Verträglichkeit hinaus auch um die Ziele der sozialen Gerechtigkeit einschließlich Bildungs- und Gendergerechtigkeit, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einschließlich Innovation und Infrastruktur, verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster, demokratische Politikgestaltung, Armutsbekämpfung und Frieden. (5)

Im Schulleben sollte gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen der ökologische Fußabdruck der eigenen Schule verkleinert werden. Beispiele sind (6): Einsparungen von Plastik (z.B. Kartonschnellhefter, Karton-Aktenordner, Verzicht auf Tintenkiller, wiederverwendbare Trinkflaschen statt PET-Flaschen, Wertstoffmüll einsparen…).; naturschonende Mobilität: Schulweg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus bewältigen; nachhaltiger, fairer Konsum: Schulobst saisonal und regional, Einkaufsführer erarbeiten und Siegel kennenlernen, Flohmärkte in der Schule anbieten; Klima- und Artenschutz: Nistkästen für Vögel, Fledermauskästen, Bienenbehausungen oder ganze Lebenstürme bauen und Blühwiesen säen; Energieeinsparung: Lichtschalter in Nebenräumen mit Bewegungsmelder oder Zeitschaltautomatik ausstatten. CO2-Messgeräte in Räumen anbringen, die anzeigen, wann stoßgelüftet werden sollte. LED-Röhren mit langer Garantiezeit (z.B. 7 Jahre) gegen umweltschädlichere Leuchtmittel austauschen. Wind-, Solar- und Biogasanlagen auf dem Dach anbringen lassen. Die Landesschüler*innenvertretung RLP hat gemeinsam mit dem Bildungsministerium einen Punktekatalog entwickelt in dem sich viele Vorschläge zu einer nachhaltig gestalteten Schule finden.(7) Gemeinsam mit Unterstützern aus dem Bereich der Bildung, dem Gebiet der BnE, den kommunalen Spitzenverbänden, der DGB Jugendpolitik, Fridays for Future, dem Pädagogischen Landesinstitut und dem Umweltministerium wurde die Auszeichnung „Nachhaltige Schule“ ins leben gerufen. Bewerbungsfrist ist bis auf weiteres der 30.04.20.(8)

Im Leitfaden – Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule“ des Pädagogischen Landesinstituts, Speyer werden Hilfestellungen zu projektorientierten Lernvorhaben, der Formulierung der Projektideen und -ziele, der Projektplanung und -durchführung sowie der Qualitätskriterien gegeben.

In den BnE-Leitlinien des Landes Nordrhein-Westfalen finden sich Bezüge der Lernbereiche und Fächer zu BnE sowie eine Checkliste für Lernprozesse im Unterricht.(9)

Zum Schluss sei noch auf zwei weitere Richtlinien verwiesen. Die Richtlinie Verbraucherbildung an allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz von 2010(10) sowie die Richtlinie Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen Rheinland-Pfalz vom September 2017(11). In der Richtlinie Verbraucherbildung finden sich als Prinzipien der Verbraucherbildung „Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Gesundheit“. Neben Kernbereichen der Verbraucherbildung nach Fächern und Schularten werden Anregungen zu Methoden und Arbeitsformen gegeben sowie ein Curriculum aufgeführt. In der Richtlinie Ökonomische Bildung wird darauf verwiesen, dass es bei ökonomischem Wissen stets darum geht „die sozialen, politischen, technischen, ökologischen und ethischen Dimensionen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Abläufe mitzudenken“. Es wird auf die Kooperation mit außerschulischen Partnern verwiesen. Im Kompetenzmodell findet man die Unterscheidung wirtschaftlicher Rollen, Prämissen und Prinzipien wirtschaftlichen Handelns, eine hilfreiche Kompetenzmatrix sowie Schwerpunkte gegliedert nach Schularten. Eine inhaltliche Ausgestaltung je nach Schulart ergibt sich schließlich nicht zuletzt aus den schulartspezifischen Teilrahmenplänen und Lehrplänen.

(1) https://nachhaltigkeit.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/nachhaltigkeit.bildung-rp.de/BNE_GL_FoBi/Leitfaden-BNE_in_der_Schule_Stand082018_GrundmodulLKFoBi.pdf

(2) www.bmz.de/de/mediathek/publikationen/reihen/infobroschueren_flyer/infobroschueren/

(3) http://www.bmz.de/de/themen/2030_agenda/index.html

(4) vgl. hierzu Norbert Glaser „Viel guter Wille, wenig Fortschritte“ E&W Erziehung und Wissenschaft, Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW 10/2019, S. 12-13

(5) Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz ELAN e.V. „17 Ziele in Rheinland Pfalz und im Saarland“

(6) vgl. hierzu auch Jeannette Goddar „500 Lux mit 7 Jahren Garantie“ E&W Erziehung und Wissenschaft, Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW 10/2019, S. 6-9.

(7) https://www.lsvrlp.de/de/article/4020.schule-nachhaltig-gestalten.html

(8) vgl. ebenda.

(9) https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Schulsystem/Unterricht/BNE/Kontext/Leitlinie_BNE.pdf

(10) http://verbraucherbildung.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/verbraucherbildung.bildung-rp.de/Materialien/Richtlinie_VB.pdf

(11) https://oekonomische.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/oekonomische.bildung-rp.de/Lehrplaene_Richtlinien/OEkonomische_Bildung_Richtlinie_17.11.2017.pdf

(Julia Kern)