Die Energiewende-Veranstaltung der Kreisverbände Südliche Weinstraße, Landau und Germersheim von Bündnis90/Die Grünen zum Thema Ausbau von Windkraft und Photovoltaik in der Südpfalz und zur Möglichkeit von Energieeinsparungen in Privathaushalten am 13.04.2023 in der Festhalle Herxheim stieß bei ca. 100 Teilnehmer*innen auf ein reges Interesse.
1. Vortrag – Dr. Lea Heidbreder
Im ersten Vortrag von Dr. Lea Heidbreder, stv. Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im rlp. Landtag, wurden die neuesten gesetzgeberischen Maßnahmen der Landesregierung zum Thema Ausbau Erneuerbare Energien (EE) auf der Ebene der Kommunen dargelegt. Zur Frage: „Wie unterstützt das Land Rheinland-Pfalz die Energiewende vor Ort“, führte Frau Heidbreder u.a. aus, dass die bis jetzt bestehende Deckelung des jährlichen Zubaus der Peakleistung von Photovoltaikanlagen von 200 Megawatt auf 400 Megawatt angehoben wird, der Abstand zu besiedelten Gebieten bei Windkraftanlagen gesenkt wurde sowie die Nutzung von denkmalgeschützten Dachflächen per Verordnungen ermöglicht wird. Ein wesentlicher Teil des Vortrages war jedoch Erläuterungen zur Ausgestaltung und Umsetzung des Kommunalen Investitionsprogrammes für Klimaschutz und Innovation (KIPKI) und des Kommunalen Klimapakt (KKP) der Landesregierung gewidmet. Diese ehrgeizige Klimaschutzoffensive – mit einem Fördervolumen von 250 Millionen Euro als Landesmaßname bundesweit führend – ist ein wirkungsvolles Instrument, um Kommunen aber auch bürgerschaftliches und privatwirtschaftliches Engagement bei der Umsetzung der Ausbauziele zu motivieren und beratend zu unterstützen. Dabei sollen im Jahr 2030 100% des Energiemixes aus Erneuerbaren Energien (EE) stammen und bis 2040 eine vollständig klimaneutraler Energieerzeugung in Rheinland-Pfalz erreicht werden.
2. Vortrag Prof. Dr. Karl Keilen
In seinem Vortrag mit dem Schwerpunkt „Klimaschutz in der Südpfalz“ erläuterte Prof. Dr. Karl Keilen von der Initiative Südpfalz-Energie e.V. (ISE) die Notwendigkeit des schnellen und weiteren Ausbaus von Windkraft (maximal 2% der Fläche) und Photovoltaik, um die Klimaziele der Landesregierung realisieren zu können. Herr Keilen zeigt auf, dass mit dem konsequenten und umfassenden Ausbau von Photovoltaik und Windkraft in der Südpfalz ebenso wie in Gesamtdeutschland insgesamt nicht nur der beste CO2-Einsparungsbeitrag für den Klimaschutz bei der Energieversorgung geleistet werden kann sondern damit auch der preiswerteste Strom gewonnen wird. Mit 4,5 Ct./KWh f. Solarstrom und ca. 5 Ct./KWh für Windenergie sind diese beiden Energieträger ca. 4,5 mal so preiswert wie Atomstrom und ca. viermal so preiswert wie Strom aus Kohle. Die hier eingesparten Gelder sollten für den Energiespeicherausbau und die Erweiterung des Stromnetzes genutzt werden. Der jetzt schon mit 45,5 % (201 TWh pro Jahr) in SÜW hohe EE-Anteil könne durch den beschleunigten Ausbau der Windkraft (Stagnation des Ausbaus im Jahr 2021!) und Photovoltaik auf allen verfügbaren Flächen (Dächer, versiegelte Flächen, Agri-PV, Freiflächen, Autobahnrandstreifen und Fassaden) auf 100 % in wenigen Jahren angehoben werden. Hierzu bedürfe einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Kommunen, der Landwirtschaft, der Industrie und des Gewerbes sowie der Privathaushalte.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine schnelle Energiewende seien durch den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durch die Vielzahl von inzwischen eingebrachten und verabschiedeten Gesetzen eindrucksvoll schnell und strategisch sinnvoll geschaffen worden.
Die Zukunft gehöre den Wärmepumpen und der regional geothermisch gewonnenen Wärme, so Herr Keilen abschließend zum Thema Umstellung der Wärmeversorgung weg von der Verbrennung fossiler Energieträger. Prof. Keilen sprach sich ausdrücklich für die lokale Energieversorgung unter Bürgerbeteiligung aus, auch um Bürger:innen weniger erpressbar bei der Energiepreisgestaltung durch monopolisierte Erzeugung zu machen. Z.B könne dies in jedem Dorf durch eine Dorfgemeinschafts-Biodiversitäts-Photovoltaik-Freiflächenanlage mit integrierter landwirtschaftlicher Bewirtschaftung unter Eigennutzung der erzeugten Energie geschehen.
3. Vortrag Frau Claudia Klingner-Kaufmann
Den zwingend erforderlichen Bedarf der Energieeinsparung von ca. 78 Mrd. TWh auf 100 Mrd. TWh pro Jahr bis zum Jahr 2040 griff Frau Klingner-Kaufmann (ISE) in ihrem Vortrag auf und erläuterte die vielfältigen Einsparmöglichkeiten beim Stromverbrauch in Privathaushalten.
Frau Klingner-Kaufmann hebt dabei insbesondere das eigene Verhalten in den Mittelpunkt der Betrachtung. Sie fordert, dass jedes Haus eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Mietparteien auf dem Balkon oder der Fassade haben sollten. Jede so erzeugte KWh zähle. Zusätzlich solle ein zeitliche optimierter Energieverbrauch etabliert werden, z.B. Waschmaschinennutzung nicht am Tage, wenn die PV-Einspeisung Peakwerte erreicht. Durchaus solle auch in Betracht gezogen werden, Badewasser für die Toilettenspülung zu benutzen. Händewaschen mit kaltem Wasser verringere den Energiebedarf. Wie auch schon Prof. Keilen hob Frau Klingner-Kaufmann die Wichtigkeit von Energiespeichern hervor, um Zeiten mit weniger Sonnen- oder Windstrom überbrücken zu können. In einer deutschsprachigen Energiesparfibel, die von der ISE herausgegeben wird, werden die Möglichkeiten der Energieeinsparungen in Privathaushalten aufgezeigt. Weitere Fibeln in anderen Sprachen (türkisch, französisch, englisch, chinesisch, etc.) sind bereits erstellt oder in der Entstehung.
Frage und Antwort Runde, Fazit
In einer Frage-Antwort-Runde äußerten sich / befragten Teilnehmer:innen die Vortragenden u.a. zu den Themen Bürgerenergiegenossenschaften, Energiespeicherung und Atomausstieg. Es fand ein reger und informativer Austausch statt.
Der Appell aller drei Referent:innen lautete zusammenfassend: Zusammenarbeit aller auf der politischen Ebene, um ein Optimum der Erzeugung von EE zu ermöglichen, Vernetzung der verschiedene Initiativen/Projekte und vor alle, kein weiteres Abwarten. Auch das Energieeinsparen sei ein wichtiger Faktor für das Erreichen der Klimaziele.
Weitere Veranstaltungen zum Thema seien geplant und würden zeitnah angekündigt, so Peter Kallusek, der im Namen der Kreisverbände B90/Die Grünen SÜW, GER und Landau für die rege Teilnahme dankte und als abschließendes Statement den Zuhörer:innen zurief : „Werden Sie Teil der EE-Bewegung. Sie sind Kommunikatoren nach außen“.